1962. Johannes Leinert reist mit seinem Doktorvater zu einem physikalischen Kongress ins Hotel Esplanade in den Schweizer Alpen. Ein iranischer Wissenschaftler soll hier einen bahnbrechenden Vortrag zur Quantenmechanik halten. Doch der Redner, von dem nichts weniger als eine Theorie von Allem erwartet wird, verspätet sich und die feine Gesellschaft fristet die Zwischenzeit mit geistreichen Dinnerpartys und eleganten Ski-Ausflügen. Eine geheimnisvolle Pianistin zieht Johannes in ihren Bann, doch etwas stimmt nicht mit ihr. Sie weiß Dinge über ihn, die sie gar nicht wissen kann. Als einer der deutschen Physiker auf monströse Weise ums Leben kommt, treten zwei Ermittler auf den Plan, die einen Mord vermuten. Während bizarre Wolkenformationen am Himmel auftreten, verschwindet die Pianistin spurlos und Johannes gerät auf die Spur eines Geheimnisses, das tief unter dem Berg Wurzeln geschlagen hat.
Ein Film, der das Zeug hat, zum modernen Klassiker zu werden. Stil, Suspense und eine Erzählung, die ihren eigenen Abgrund abschreitet: bei Timm Kröger ist alles da, was große Filmkunst in bester Hitchcock-Tradition ausmacht. Besetzt mit einem fantastischen Ensemble und durchsetzt von einem phänomenalen Soundtrack, ist DIE THEORIE VON ALLEM ein genialer Film Noir über die Kontingenz unserer Welt, in der Vieles möglich und kaum etwas notwendig ist.
Diese vier Fragen gehören für mich alle zusammen, weil die Idee genau so entstand: Relativ unvermittelt, während einer Zugfahrt, kam plötzlich die Idee, einen Schwarz-Weiß-Film zu machen, der in den 60er Jahren spielt, der DIE THEORIE VON ALLEM heißt und von Ski-fahrenden Physikern in den Schweizer Bergen handelt – auch die „alte“ Form des Films, die Pasticheartigkeit, dieses Gefühl und diese etwas eigenwillige Textur irgendwo zwischen Zauberberg, Erich Kästner, Hitchcock und Tarkovsky – all das war überhaupt keine Entscheidung, sondern wurde zusammen mit der Titelidee sozusagen gleich mitgeliefert. Von wo auch immer solche inneren Bilder kommen, dieses Bild war jedenfalls relativ deutlich.
David Lynch hat mal beschrieben, wie er nach Ideen und Bildern fischt; wie er einfach nur wartet, bis die „richtigen Teile“, aus denen ein Film sich zusammensetzen wird, durch die trüben Gewässer des Unbewussten vor dem inneren Auge erscheinen – das klingt ein wenig esoterisch, und ganz bestimmt arbeiten nicht alle Filmemacher so, aber bei dieser Idee war nach wenigen Sekunden klar, dass genau daraus mein „nächster Film“ wird.
Das Ganze ist trotzdem nicht ganz im Vakuum entstanden. 2013 habe ich meinen Abschlussfilm an der Filmakademie Baden-Württemberg namens ZERRUMPELT HERZ (der im Jahr 1929 spielt und von einem verschwundenen Komponisten handelt) zusammen mit meinem Drehbuchautoren Roderick Warich und meiner Produzentin Viktoria Stolpe gemacht – und dabei entstand die Idee, eines Tages insgesamt drei Filme zu machen, die auf ihre Art das 20. Jahrhundert umspannen würden. ZERRUMPELT HERZ war der direkte Vorgänger von DIE THEORIE VON ALLEM – unsere jetzige Hauptfigur Johannes beispielsweise taucht dort bereits als kleiner Junge auf – und obwohl der Film damals seine Premiere beim Internationalen Filmfest Venedig hatte (2014 in der Settimana della Critica), bekam er keinen deutschen Kinostart und blieb relativ unbekannt. Deswegen wollten wir natürlich, dass dieser neue Film völlig eigenständig funktioniert – obwohl DIE THEORIE VON ALLEM gewisse thematische und stilistische Elemente übernehmen sollte. Was beide Filme gemeinsam haben, ist, dass sie auf ihre Art von der noch immer nicht totzukriegenden Idee des Individualgenies handeln – ZERRUMPELT HERZ war ein Film über (spätromantische) Musik, Inspiration, Naturmystik, und auch über die Abgründe, die man besonders in Deutschland hinter dieser Ideengeschichte vermuten darf. Dieser Film hat dann die spätromantischen Farben entfernt; und das Thema variiert. DIE THEORIE VON ALLEM ist ein Film über Physik, Inspiration, falsche Erinnerungen, echte Träume, und jene Geister, die hinter dem lauern, was wir unsere Geschichte nennen.
Johannes Leinert ist 32 Jahre alt und Doktor der Physik in spe. Er ist sozusagen viel zu alt dafür, noch so jung zu sein. Er ist der klassische Bildungsreisende, Zuschauersurrogat, Genie und Idiot in einer Person, unbeschriebenes Blatt, „massa confusa“, wie gewisse Psychologen sagen würden. Er ist ernsthaft überzeugt, seine große physikalische Idee geträumt zu haben. Nur an der Ausführung hapert es noch. Ich wollte eine Variation zur Heldenreise, auch zum klassischen „wissenschaftlichem Wunderkind“, wie man es aus so vielen Filmen kennt, in denen geniale junge Männer mit Kreide Formeln ans Fenster malen. Johannes ist ein junger Mann, dessen Weg vorgezeichnet erscheint, der aber an den Brüchen der sogenannten Realität zugrunde gehen wird. Zumindest in unserer spezifischen Version dieser Geschichte.
Karin Hönig ist – so merkwürdig das klingen mag angesichts der wenigen Zeit, die sie im Film zu sehen ist – die heimliche zweite Hauptfigur des Films. In einer Welt, die wir nur andeuten, von der wir nur Ahnungen und kleine Ausschnitte bekommen, kannte sie Johannes, und sie weiß viel mehr über ihn als er jemals über sich selbst erfahren wird. All das musste sich hinter der Fassade der geheimnisvollen Pianistin, der femme fatale verstecken; aber ihre Augen verraten einen echten Menschen, einen „älteren“ Mensch, eine Frau mit eigenen Träumen, Abgründen und Ängsten. Für Johannes bleibt sie ein Mysterium; Schwellenwächter und Geist aus einer anderen Welt in einem.
Prof. Dr. Julius Strathen ist Johannes‘ Doktorvater und eine fast comicartige Manifestation des „strengen Vaters“. Er ist ein Pragmatiker. Er faltet Johannes zusammen, wenn jener abgelenkt in der Gegend herumzustehen scheint oder metaphysischen Schatten hinterherjagt. Wenn Strathen ein Motto hätte, wäre das „Shut up and calculate“ (bis heute wird dem Physiker Richard Feynman dieses Zitat angedichtet).
Prof. Dr. „Henry“ Blumberg ist Strathens alter Studienfreund – und Antipode: wo dieser trocken und ernst bleibt, musste Blumberg in eine Heinz-Erhardt-Variante des Dionysischen fallen (wenn Heinz Erhardt Interesse an psychotropen Pflanzen hätte). Ebenso wie Strathen ist Blumberg ein Zerrbild; eine dickliche, freundliche, aber auch abstoßende Comicfigur mit menschlichen Brüchen: in Johannes erkennt Blumberg einen Funken seines eigenen (längst vergangenen) Potentials.
Auf seine Art erzählt der Film mehrere Versionen ein- und derselben Geschichte. Trotzdem war mir wichtig, dass wir Johannes‘ Geschichte als unausweichlich erfahren, dass wir im Verlauf des Films relativ linear der Geschichte folgen, die dieser einen mit sich immer identisch bleibenden Figur widerfährt. Das heißt, wir bleiben auch als Zuschauer in der Perspektive von Johannes, dieses einen Menschen, der sich schließlich fragen muss, welche anderen Entscheidungen, Erfahrungen und Realitäten ihm für immer verschlossen bleiben werden. Für ihn ist Karin ein Geist aus einer anderen Welt; wenn man den Film aber aus ihrer Perspektive betrachtet (mit dem wenigen, was wir wissen), dann ist Johannes ein Geist, ein Untoter, ein falscher Wiedergänger.
Im Kino wie im Leben scheint es oft nur einen möglichen Verlauf zu geben (beim Film ist das der banalen Tatsache geschuldet, dass jeder Film nur ein Ende haben kann). Und zumindest retroaktiv reden die meisten Menschen sich ein, alles in ihrem eigenen Leben habe genau so kommen müssen, wie es auch gekommen ist. Doch hinter jeder Ahnung von Schicksal steckt immer auch die reale Möglichkeit, ein chaotisches, gleichgültiges Universum zu bewohnen, in dem es außerhalb der menschlich konstruierten Bedeutung kein richtig oder falsch geben kann.
Nicht nur in der Sci-Fi-Literatur gibt es den Topos vom Doppelgänger; und dazu gehört oft der unausweichliche Showdown, in welchen den beiden Doppelgängern schließlich Fragen gestellt werden, auf die nur der echte Mensch, nicht sein falscher Doppelgänger die richtige Antwort wissen kann. In dieser Situation entfaltet sich echte Paranoia, und auch die Frage, die dieser Film implizit stellt: was, wenn wir selbst die richtige Antwort nicht kennen, gar nicht kennen können; was, wenn wir selber unser falscher Doppelgänger sind? Von diesem Gefühl handelt der Film.
Gestalterisch wollte ich zu einer klassischen Découpage finden, zu einem Gefühl, wie wir es vielleicht von Frank Capra, Orson Welles, Helmut Käutner, später auch Truffaut oder Spielberg kennen – was z.B. Spielberg heutzutage macht, hat mal jemand als radikalen Traditionalismus beschrieben. Ein ähnliches Terrain mussten wir für diesen Film betreten, aber mit anderen Motiven. Abenteuerfilm trifft Film Noir trifft auf deutschen Bergfilm trifft auf etwas Nouvelle Vague. Ich wollte das Gefühl von basaler Kino-Vertrautheit, von etwas „Uraltem“, das zuerst unmerklich, dann spürbar von etwas Unheimlicheren, Modernerem unterwandert wird.
Hollywoodproduzent Samuel Goldwyn wurde der Legende nach mal mit der Kritik konfrontiert, das Drehbuch für sein neues Filmprojekt sei voller „alter Klischees“. Er sagte nur, dann brauche es eben dringend neue Klischees. Dahinter steckt ein ganz cleverer Verdacht, dem sich alle Filmemacher und Künstler ab und zu stellen können: Was, wenn das, was wir für zeitgemäß, neu oder originell halten, sich in der Rückschau als Mode, als mehr oder weniger besinnungslose Funktion unserer jeweiligen Gegenwart herausstellt? Analog dazu passiert etwas Eigenartiges, wenn man die Gestaltungsmittel eines überholten Kinos, die „alten Klischees“ in einen Film von heute transportiert. Es entsteht im besten Fall eine merkwürdige Spannung zwischen Form, Narration und der gelebten Gegenwart der Zuschauer, sei sie nun real oder medial „halluziniert“. Und Kino ist eine Form der medialen Halluzination. Wenn alles gutgeht, tauschen wir für die Dauer von zwei Stunden das Leben zweidimensionaler Figuren gegen unser eigenes ein. Aber fundamental reibt sich die „alte“ Machart eines heutigen Films oft mit diesem Zweck – und dann kann sich unter der filmischen Oberfläche das Gefühl einer „Falschheit“ nähren, das Gefühl einer unheimlichen, irgendwie inadäquaten, fehlgeleiteten Abstraktion, die die „Falschheit“ der erzählten Geschichte spiegelt und gleichzeitig etwas Neues schafft.
Mein Kameramann Roland Stuprich arbeitet eher intuitiv, was mir sehr gefällt. Wir beide haben uns nicht, wie man vielleicht denken würde, mit hunderten Studienobjekten aus der Filmgeschichte umgeben, stattdessen haben wir uns, was Bild- und Lichtgestaltung angeht, eher von den „erinnerten“ Bildern leiten lassen. Der Film ist dementsprechend eher ein Amalgam aus vielen Schichten von nur halb in Erinnerung und im Bewusstsein gebliebenen Filmen; die ganz bewussten Filmzitate lassen sich vielleicht an einer Hand abzählen (während andere Menschen, die den Film gesehen haben, immer wieder neue Bezüge zu Filmen darin entdecken, von denen ich noch nie gehört habe). Ich glaube, ähnlich ist auch Pola Kardum, unsere Kostümbildnerin, verfahren, die nach der ersten Drehbuchlektüre, ohne dass wir beide uns damals kannten, genau das zu Papier brachte, was wir alle uns von Anfang an vorgestellt hatten. Gleiches gilt für Szenenbildnerin Cosima Vellenzer, die die schwierige Aufgabe hatte, mit nicht immer üppigen Mitteln das Gefühl von Zeitkolorit und Opulenz aufzubringen. Mit meinem Komponisten Diego Ramos Rodríguez, der hier zum ersten Mal so etwas wie klassische Filmmusik geschrieben hat (ich kannte ihn als Komponisten für zeitgenössische Musik), habe ich tatsächlich recht viel Musik „studiert“, vor allem Bernard Herrmann, Paul Misraki, George Delerue, ein bisschen Trevor Duncan („La Jetée“), und auch John Williams (der ja wiederum ein Portmanteau von musikalischen Bezügen mit sich herumträgt). Diego hat es geschafft, die bis ins Alberne bordende Leitmotivik, die ich wollte, das Überkandidelte, das Alte, Laute, Pathetische mit einer eigenen musikalischen Substanz und ambivalentem Gefühl zu versehen.
Ehrlich gesagt war die Drehbucharbeit weniger das Problem. Mein Drehbuchautor Roderick, der selbst Filmemacher ist, hatte relativ früh die wichtige Idee, eine Parallelweltengeschichte zu erzählen. Und auch für andere Kernszenen und den gesamten Plot lieferte er bald ein mehr oder weniger fertiges Rezept, das die Figuren, Stimmungen und Atmosphären, die ich im Kopf hatte, in ein kohärentes Ganzes fügten. Die vielleicht schönste Idee, die er beisteuerte, ist die eines langen Epilogs im Film, die gewisse Stilelemente der Nouvelle Vague spiegelt, und auch den Film zum ersten Mal auf sich selber blicken lässt – auf gleich mehrere Arten und Weisen. Roderick witzelte irgendwann, er hätte einen solchen Film selber nie gemacht; doch ohne ihn hätte ich diesen Film niemals machen können.
Viel komplexer als die Drehbuchentwicklung schien zunächst die Umsetzung. 2018 haben Viktoria Stolpe und ich gemeinsam eine Firma gegründet, The Barricades, die zunächst wirklich nur auf den Zweck gerichtet war, diesen Film zu realisieren. Durch Sandra Wollners Spielfilm THE TROUBLE WITH BEING BORN (der 2020 auf der Berlinale lief und danach u.a. den Österreichischen Filmpreis gewann) konnten wir wichtige Erfahrungen sammeln, die direkt und indirekt dazu geführt haben, dass die Realisierung dieses Films irgendwann in greifbare Nähe rückte (u.a. haben wir dabei auch unsere österreichischen Koproduktionspartner Lixi Frank und David Bohun von Panama Film kennengelernt). Am Ende war es ein jahrelanges Aufbauen von Möglichkeiten und gegenseitiger Unterstützung. So war auch Roderick immer mehr als nur der Drehbuchautor, und Sandra Wollner war über all die Jahre nicht nur meine Freundin, sondern stand mir als Filmemacherin mit Rat und Tat auch am Set zur Seite.
Wir haben kurz darauf mit Heino Deckert eine neue Heimat und eine Konstellation für die Produktion gefunden, bei der Heino als ausführender Produzent und Viktoria als Produzentin an meiner Seite zusammenarbeiten konnten. Der Film entstand schließlich als Deutsch-Österreichisch-Schweizerische Koproduktion, zwischen ma.ja.de. Fiction GmbH als majoritärer Hauptproduzent, The Barricades, Panama Film aus Österreich und Catpics aus der Schweiz. Außerdem waren ZDF/Arte, der Schweizer Rundfunk und der ORF mit an Bord.
Ich würde gar nicht sagen, dass die Geschichte auf fundierte physikalische Fragestellungen verweist, eher benutzt sie (populärwissenschaftliche) Versatzstücke der Quantenphysik als psychologische Metapher, um unseren Plot zu erzählen. Wir haben natürlich mit einigen Physikern gesprochen. Für die Mechanismen, die der Film spezifisch andeutet (den Übergang zwischen parallelen Welten), gibt es keine direkte theoretische Basis. Und zu Physikexperten sind wir im Verlauf der Recherche sicherlich auch nicht geworden. Trotzdem war mir wichtig, dass die Formeln, die wir im Film sehen, auch in der echten Welt etwas Ähnliches bedeuten, wie sie das für Johannes tun. Wir haben uns an Hugh Everett III. orientiert, dessen Doktorarbeit von 1957 auf eine gewisse Art der Ursprung des heutigen Multiversentopos ist. Everetts Arbeit sollte damals Niels Bohr vorgelegt werden, aber sie stand in direktem Widerspruch zu dessen „Kopenhagener Deutung“ der Quantenmechanik, und Bohr wollte damit
nichts zu tun haben. Everetts Model war eines, das für jeden möglichen Ausgang eines physikalischen Ereignisses eine eigene Realität annahm.
Schrödingers Katze – von der wir alle schon mal gehört haben – war der Versuch, Phänomene der Quantenmechanik auf den Makrokosmos zu übertragen. Schrödingers Katze ist auch nach Everett weder tot noch lebendig. Sie ist aber auch, nachdem wir die Kiste geöffnet und nur eines der beiden möglichen Ergebnisse beobachtet haben, gewissermaßen immer noch beides zugleich. Denn laut ihm entstünde, plump gesagt, für jeden möglichen Ausgang des Experiments eine eigene Verästelung der Realität, ein eigenes Universum.
Wenn man diese Überlegung (gewissermaßen unzulässigerweise) ernst nimmt und auf menschliche Biografien überträgt, entstünde auch mit jeder kleinen und großen Entscheidung, die wir treffen, und mit jedem Zufall, der uns betrifft, eine neue, alternative Welt. Everetts Theorie fand unmittelbar nach deren Veröffentlichung nur wenige Abnehmer. Er selbst wurde schnell zum Alkoholiker und starb Anfang der 80er Jahre. Erst nach seinem Tod hat seine Doktorarbeit tatsächliche Anerkennung erhalten und hat zu dem geführt, was heute unter dem Begriff Multiversum mehr oder weniger omnipräsent ist.
Es ist gar nicht so schwer einzukreisen, aber unmöglich festzunageln. Ich habe die Privatthese, dass meine Generation von einem einzigen Film kollektiv „traumatisiert“ wurde: DIE MATRIX von 1999. Was lernen wir aus diesem Film? Es gibt keinen Ausbruch aus einem System, in dem unsere Zeit und Energie langsam von einer Rasse überlegener Cyberwesen gefarmt wird. Und wenn wir es doch schaffen, aus diesem Albtraum aufzuwachen, erwartet uns eine bräunliche Welt, in der wir verfolgt werden und dazu verbannt sind, unsere Zeit mit grauenvollen R&B-Parties zu verbringen. DIE MATRIX trifft den Nagel vieler moderner Existenzen in vielfacher Hinsicht auf den Kopf, und das entwickelte eine Durchschlagskraft, die alle legitimen Utopien (man denke an den fröhlichen Humanismus der besten Star Trek Serien) weggefegt hat. Frei nach Mark Fisher ist es heutzutage leichter, sich das Ende der Welt vorzustellen als das Ende des Kapitalismus. Zufluchtsorte bleiben das Kino, Serien und vor allem Videospiele. Während der Handlungsraum in der realen Welt immer kleiner und eingeschränkter scheint, sind wir in virtuellen Welten und Geschichten zu fast allem in der Lage. Derlei Seelennot, wenn man so pathetisch sein will, findet dann in der Metapher der Multiversen, die ja schon vor Jahren das Marvel-Franchise erreicht hat, einen adäquaten Ausdruck – auch einen post-ironischen, der unser eines Leben (fundamental verfügen wir noch immer nur über dieses eine Leben) von der Last enthebt, das einzige, echte zu sein, das wir ernstzunehmen und mit aller Kraft zu leben haben.
Dazu kommt, dass die Postmoderne, die sich durch eine collagenhafte Zitatkultur auszeichnet und beständig auf das Schon-Da-Gewesene verweist, nicht spurlos an uns vorüber gegangen ist. Wir alle haben das Gefühl, dass sowieso schon beinahe alles erzählt wurde. Deshalb muss man ausweichen, als wäre in den Lücken zwischen den Welten noch das enthalten, wonach wir alle suchen – irgendeine Form von Sinn, Verbindung oder Erfüllung.
Jan Bülow
Johannes Leinert
Der in Wien lebende deutsche Schauspieler Jan Bülow wurde 1996 in Berlin geboren. Er studierte an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch in Berlin, verließ die Schule jedoch vorzeitig ohne Abschluss. Jan Bülow wurde vom Schauspielhaus Zürich engagiert und war für die Spielzeit 2018/2019 festes Ensemblemitglied. Seine erste Rolle dort war die Titelrolle in „Hamlet“ von William Shakespeare, inszeniert von der künstlerischen Leiterin Barbara Frey. Für die darauffolgende Saison wechselte Bülow zum Ensemble des Wiener Burgtheaters.
Seit 2012 ist er auch auf der Kinoleinwand zu sehen, u.a. in RADIO HEIMAT (2016) von Matthias Kutschmann und ABGESCHNITTEN (2018) von Christian Alvart. In LINDENBERG! MACH DEIN DING von Hermine Huntgeburth über den jungen Udo Lindenberg spielte Bülow die Hauptrolle, wobei er mehrere Lieder selbst sang. Dafür wurde 2020 mit dem Bayerischen Filmpreis als bester Nachwuchsdarsteller geehrt und die Rolle brachte ihm auch eine Lola-Nominierung als bester Darsteller ein.
Olivia Ross
Karin Hönig
Hanns Zischler
Dr. Julius Strahten
Seit den 1970er Jahren ist Hanns Zischler in unzähligen deutschen Film- und Fernsehproduktionen zu sehen, u.a. von Regisseuren wie Wim Wenders, Peter Handke, Peter Lilienthal und Rudolf Thome (mit dem er insgesamt acht Spielfilme drehte). Einem breiteren deutschen Publikum wurde der in Nürnberg geborene Schauspieler 1976 in IM LAUF DER ZEIT von Wim Wenders bekannt. 2000 erhielt er zusammen mit dem Schauspiel-Ensemble für PARADISO – SIEBEN TAGE MIT SIEBEN FRAUEN den Silbernen Bären der Berlinale für die Herausragende Leistung. Zischler arbeitete auch für viele internationale Produktionen, u.a. von Filmemachern wie Claude Chabrol, Andrew Birkin und István Szabó. 2005 spielte er die Rolle des Mossad-Agenten Hans in Steven Spielbergs MÜNCHEN. Es folgten Filme wie TAGE DES ZORNS (2008) von Ole Christian Madsen, IM WINTER EIN JAHR (2008) von Caroline Link, HILDE (2009) von Kai Wessel, Helmut Dietls ZETTL (2012) und DIE WOLKEN VON SILS MARIA (2014) von Olivier Assayas. Zuletzt war er in dem Krimi SERVUS PAPA – SEE YOU IN HELL von Christopher Roth zu sehen.
Die Figur Julius Strathen ist in DIE THEORIE VON ALLEM Henry Blumbergs Antipode: streng, trocken, gewissenhaft und zynisch, wenn man ihm mit allzu esoterischem Unsinn kommt. Mögen ihn in jungen Jahren tiefe Fragen wie einst seinen Ziehvater Werner Heisenberg beschäftigt haben – heute ist er Pragmatiker, Skeptiker, ein ruhiger Herrscher, eine schneidende, einnehmende Präsenz, die Aufmerksamkeit fordert, die Dinge durchschaut und ganz tief verborgen mehr Verständnis und Wärme aufbringen kann, als es auf den ersten Blick zu vermuten stünde.
Gottfried Breitfuß
Prof. Henry Blumberg
Gottfried Breitfuß erhielt seine Schauspielausbildung von 1982 bis 1984 am Mozarteum in Salzburg. Danach führten ihn Engagements an das Residenztheater in München, das Berliner Schillertheater, die Freie Volksbühne in Berlin und das Theater Basel. Nach zwölf Jahren im Ensemble des Staatstheaters Stuttgart, wo er zahlreiche Hauptrollen spielte und mehrere Produktionen inszenierte. Seit 2005 ist er Ensemblemitglied am Schauspielhaus Zürich. Er arbeitete mit vielen namhaften Regisseuren und Regisseurinnen zusammen und hatte regelmäßige Auftritte im Tatort in Österreich und der Schweiz. Zuletzt war er u.a. in „Die Lügen der Sieger“ und „Bis ans Ende der Nacht“ unter der Regie von Christoph Hochhäusler zu sehen.
Prof. Henry Blumberg ist so etwas wie das Zerrbild des westdeutschen Wirtschaftswunders: Einfalt, Gesetztheit und (gespielte) Sorglosigkeit treffen auf eine vergangene Größe des Geistes und dunkle Stellen, die längst unter Weinbrand und schlechten Witzen begraben liegen. Dadurch entsteht eine Gebrochenheit, die die Figur interessant macht.
David Bennent
Kommissar Arnold
Philippe Graber
Kommissar Amrein
Cast
Jan Bülow
Johannes Leinert
Olivia Ross
Karin Hönig
Hanns Zischler
Dr. Julius Strathen
Gottfried Breitfuß
Prof. Henry Blumberg
Philippe Graber
Kommissar Amrein
David Bennent
Kommissar Arnold
Ladina Carla von Frisching
Susi (Erwachsen)
Imogen Kogge
Anna Leinert
Emanuel Waldburg-Zeil
Johnny
Vivienne Bayley
Susi (Kind)
Dirk Böhling
Moderator
Paul Wolff-Plottegg
Dr. Martin Koch
Marie Goyette
Baroness Fedorovna
Peter Hottinger
Empfangschef
Dana Herfurth
Minna
Joey Zimmermann
Polizeibeamter
Eva Maria Jost
Anna Leinert Jung
Jonathan Wirtz
Johannes (Kind)
Crew
Regie
Timm Kröger
Drehbuch
Timm Kröger, Roderick Warich
Produktion
Heino Deckert, Tina Börner (ma.ja.de Fiction), Viktoria Stolpe, Timm Kröger (The Barricades)
Koproduktion
Lixi Frank, David Bohun (Panama Film), Sarah Born, Rajko Jazbec, Dario Schoch (CATPICS AG)
Kamera
Roland Stuprich
Künstlerische Assistenz
Sandra Wollner
Casting
Ulrike Müller
Ton
Johannes Schmelzer-Ziringer
Schnitt
Jann Anderegg
Make-up
Virginie Thomann, Kiky von Rebental
Kostümbild
Pola Kardum
Szenenbild
Cosima Vellenzer
Komponist
Diego Ramos Rodríguez
Sound Design
Dominik Leube
in Zusammenarbeit mit
ZDF/Arte, ORF und SRF
In Deutschland gefördert von
Beauftragte der Bundesregierung für Angelegenheiten der Kultur und der Medien (BKM), Mitteldeutscher Medienförderung, Medienboard Berlin-Brandenburg, Deutschen Filmförderfonds
In Österreich gefördert von
Österreichisches Filminstitut, Filmstandort Austria (FISA), Filmfonds Wien, Land Niederösterreich, Cine Tirol Filmcommission
In der Schweiz gefördert von
BAK, Zürcher Filmstiftung
Altenburg
Capitol
ab 30. November 2023
Aschaffenburg
Casino Filmtheater
ab 26. Oktober 2023
Augsburg
Thalia
ab 26. Oktober 2023
Bad Füssing
Filmgalerie
ab 26. Oktober 2023
Baden-Baden
moviac - Kino im Kaiserhof
ab 26. Oktober 2023
Bamberg
Lichtspiel, Kino & Café
ab 26. Oktober 2023
Berlin
ACUDkino
ab 30. November 2023
Berlin
Babylon Kreuzberg
ab 30. November 2023
Berlin
Casablanca
ab 30. November 2023
Berlin
Delphi Lux
ab 26. Oktober 2023
Berlin
Filmtheater am Friedrichshain
ab 26. Oktober 2023
Berlin
Kino Intimes
ab 26. Oktober 2023
Berlin
Passage-Filmtheater
ab 26. Oktober 2023
Berlin
Tilsiter Lichtspiele
ab 30. November 2023
Bochum
Casablanca
ab 26. Oktober 2023
Bonn
Kino in der Brotfabrik
ab 30. November 2023
Bonn
Neue Filmbühne
ab 26. Oktober 2023
Bonn
Rex
ab 26. Oktober 2023
Bremen
Schauburg Kino
ab 26. Oktober 2023
Chemnitz
Clubkino Siegmar
ab 26. Oktober 2023
Darmstadt
Rex Kinocenter
ab 26. Oktober 2023
Diepholz
Diepholz Central Kinos
ab 30. November 2023
Döbeln
CID - Cinema In Döbeln
ab 30. November 2023
Dortmund
Schauburg
ab 26. Oktober 2023
Dresden
Schauburg
ab 26. Oktober 2023
Dresden
Zentralkino
ab 26. Oktober 2023
Düsseldorf
Cinema Düsseldorf
ab 26. Oktober 2023
Düsseldorf
Metropol
ab 30. November 2023
Eckernförde
Kommunales Kino Eckernförde
ab 30. November 2023
Essen
Eulenspiegel Filmtheater
ab 26. Oktober 2023
Frankfurt am Main
Cinema
ab 26. Oktober 2023
Freiburg
Friedrichsbau und Apollo Kinos
ab 26. Oktober 2023
Friedrichshafen
Studio 17
ab 30. November 2023
Gevelsberg
Filmriss Kino
ab 30. November 2023
Gießen
Kinocenter Bahnhofstraße
ab 26. Oktober 2023
Göttingen
Méliès
ab 26. Oktober 2023
Großhennersdorf
Kunst-Bauer-Kino
ab 30. November 2023
Gütersloh
Bambi
ab 30. November 2023
Hamburg
Zeise
ab 26. Oktober 2023
Hannover
Kino am Raschplatz
ab 26. Oktober 2023
Heidelberg
Gloria-Filmtheaterbetriebe
ab 26. Oktober 2023
Heilbronn
Kinostar Arthaus
ab 26. Oktober 2023
Ingolstadt
Programmkino im Audi-Forum Ingolstadt
ab 30. November 2023
Ingolstadt
Union Filmtheater
ab 26. Oktober 2023
Karlsruhe
Schauburg
ab 26. Oktober 2023
Kiel
Studio Filmtheater am Dreiecksplatz
ab 26. Oktober 2023
Kleinmachnow
Neu Kammerlichtspiele
ab 30. November 2023
Leipzig
Passage
ab 26. Oktober 2023
Leipzig
Schaubühne Lindenfels
ab 30. November 2023
Lünen
Kinofest Lünen
ab 30. November 2023
Magdeburg
Moritzhof Magdeburg
ab 26. Oktober 2023
Mannheim
Atlantis Kino
ab 26. Oktober 2023
Marburg
Capitol
ab 26. Oktober 2023
München
City
ab 26. Oktober 2023
Neustrelitz
Basiskulturfabrik GmbH
ab 30. November 2023
Nürnberg
Filmhauskino im K4
ab 26. Oktober 2023
Oldenburg/Oldenburg
Casablanca
ab 26. Oktober 2023
Osnabrück
Cinema - Arthouse
ab 26. Oktober 2023
Pforzheim
Kommunales Kino
ab 26. Oktober 2023
Potsdam
Thalia
ab 26. Oktober 2023
Regensburg
Wintergarten Kino im Andreasstadel
ab 26. Oktober 2023
Rendsburg
Schauburg Filmtheater
ab 30. November 2023
Reutlingen
Kamino
ab 26. Oktober 2023
Rostock
Lichtspieltheater Wundervoll
ab 26. Oktober 2023
Saarbrücken
Filmhaus
ab 26. Oktober 2023
Schorndorf
Kino Kleine Fluchten, Jürgen Frank
ab 30. November 2023
Singen
Weitwinkel - Kommunales Kino Singen
ab 30. November 2023
Soest
Kulturhaus Alter Schlachthof
ab 26. Oktober 2023
Stuttgart
Atelier am Bollwerk
ab 26. Oktober 2023
Wachtberg
Drehwerk 1719
ab 30. November 2023
Weimar
Lichthaus E-werk Straßenbahndepot
ab 26. Oktober 2023
Wiesbaden
Caligari
ab 26. Oktober 2023
Wuppertal
Cinema
ab 26. Oktober 2023
Zollhaus
Kreml Programmkino
ab 30. November 2023
Filmpremieren
in Anwesenheit des Filmteams
18.10.2023 um 18:00 Uhr in der Lichtburg Essen
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger
Im Rahmen der Filmpremiere feiert die Lichtburg Essen ihr 95-jähriges Jubiläum.
19.10.2023 um 20:00 Uhr im Apollo Kino Aachen
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
20.10.2023 um 21:30 Uhr beim Filmfest Köln
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger, der Produzentin Viktoria Stolpe und des Schauspielers David Bennent
21.10.2023 um 17:30 Uhr im Leopold Kino München
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger, der Produzentin Viktoria Stolpe und des Schauspielers David Bennent
21.10.2023 um 20:00 Uhr in der Filmgalerie Bad Füssing
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger, der Produzentin Viktoria Stolpe und des Schauspielers David Bennent
22.10.2023 um 11:00 Uhr im Thalia Filmtheater Augsburg
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger, der Produzentin Viktoria Stolpe und des Schauspielers David Bennent
22.10.2023 um 15:30 Uhr im Atelier am Bollwerk Stuttgart
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger, der Produzentin Viktoria Stolpe und des Schauspielers David Bennent
22.10.2023 um 19:00 Uhr im Caligari Kino Ludwigsburg
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger, der Produzentin Viktoria Stolpe und des Schauspielers David Bennent
23.10.2023 um 18:00 Uhr im Puschkino Halle
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
23.10.2023 um 20:00 Uhr im Passage Kino Leipzig
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
24.10.2023 um 19:30 Uhr im Kino International Berlin
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
25.10.2023 um 18:00 Uhr im Thalia - Das Programmkino Potsdam
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
25.10.2023 um 20:30 Uhr im Kino in der Kulturbrauerei Berlin
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und der Schauspieler Jan Bülow und David Bennent
26.10.2023 um 18:00 Uhr im Harmonie Filmtheater Frankfurt
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger
26.10.2023 um 20:00 Uhr in der Caligari FilmBühne Wiesbaden
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger
26.10.2023 um 17:45 Uhr im Koralle Lichtspielhaus Hamburg
in Anwesenheit des Produzenten Heino Deckert und des Schauspielers David Bennent
26.10.2023 um 19:30 Uhr im Abaton Kino Hamburg
in Anwesenheit des Produzenten Heino Deckert und des Schauspielers David Bennent
27.10.2023 um 18:00 Uhr im Weltspiegel-Kino Finsterwalde
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
27.10.2023 um 19:00 Uhr im Programmkino Ost Dresden
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
27.10.2023 um 20:30 Uhr im Filmtheater Schauburg Dresden
in Anwesenheit des Regisseurs Timm Kröger und des Schauspielers David Bennent
28.10.2023 um 20:00 Uhr im Kommunalen Kino Filmtheater Tivoli Achern
in Anwesenheit des Schauspielers David Bennent
29.10.2023 um 11:00 Uhr im Filmtheater Schauburg Karlsruhe
in Anwesenheit des Schauspielers David Bennent